Von .vernetzt# bis Bucerius Lab: 10 Jahre digitale Zukunftsthemen in der ZEIT-Stiftung

Liebe Freundinnen und Freunde des Bucerius Lab,

im Mai 2021 wird unser Bereich in der ZEIT-Stiftung 10 Jahre alt! Wir blicken zurück:

Im Frühjahr 2011 wollte die ZEIT-Stiftung ein neues Programm für eine junge, digital affine Zielgruppe schaffen, die gerne über Zukunftsfragen unserer Gesellschaft debattieren möchte. Doch vor allem sollten dabei neue Formate im Vordergrund stehen. Und so begann das erste Jahr mit ungewöhnlichen Veranstaltungen an spannenden und für die Stiftung neuen Orten.

Im Sommer 2011 starteten wir – damals noch unter dem Label „.Vernetzt#“ als Teil der Kulturabteilung – mit den ersten Veranstaltungen: Im Hamburger Betahaus bei der Schilleroper fand unser erstes Barcamp zur Zukunft der Arbeit statt, auf dem Dockville Festival diskutierten wir mit „Machina Ex“ über interaktives Theater, auf der Lotseninsel in Maasholm fand unser erster „unmarked_space“ Workshop mitten in einem Sommersturm statt – und im MKG sprachen wir im Rahmen der Ausstellung „Stylectrical“ über den Apple-Kult, nur ein paar Tage nach dem Tod von Apple-Gründer Steve Jobs. Alle Veranstaltungen entstanden gemeinsam mit der „Beta-Gruppe“, unserem großartigen Beraterkreis, ohne den es diesen Bereich nie gegeben hätte. Ganz herzlichen Dank an dieser Stelle für die Zusammenarbeit!

Ermutigt von diesen ersten Kooperationen begannen 2012 unsere großen Camps: Im Februar waren wir erstmals zu „Work in Progress“, initiiert von der Hamburg Kreativgesellschaft, mit einem Programm auf Kampnagel präsent. Kurz darauf verwandelten wir gemeinsam mit Julian Petrin und seinem Think-Tank „NextHamburg“ das alte Ohnsorg-Theater eine Woche lang in ein Stadtlabor „Hamburg 2030“. Im September folgte dann unser erstes großes Zukunftscamp „Vernetzt – Wie wollen wir leben?“ gemeinsam mit und auf Kampnagel, bei dem der großartige Stéphane Hessel zu Gast war – der uns nicht nur zurief „Empört Euch!“, sondern auch Mut machte, dass wir eine bessere Welt jederzeit mitgestalten können.

Mit diesem Aufruf im Ohr folgten weitere Zukunftscamps 2013 („Wie viel ist genug?“) und 2014 („ALL IS LOST – Nichts ist schon zu spät!“) – mehrtätige Kongresse mit bis zu 4000 Besucher:innen auf der Schnittstelle von Kultur, Wissenschaft und Politik, bevor der Bereich 2015 offiziell in „Bucerius Lab“ umbenannt und ausgebaut wurde. Den Auftakt dazu bildete Anfang 2016 der Digitalkongress „Die Kalifornische Herausforderung“ auf Kampnagel. Neben unseren Veranstaltungen in Berlin und Hamburg im Betahaus, im Abaton, in der Bucerius Law School und im Bucerius Kunst Forum – dazu kam 2015 gemeinsam mit vier Hamburger Schulen und dem Landesinstitut ein Camp speziell für Schülerinnen und Schüler auf Kampnagel – formierte sich als erstes Schwerpunktprojekt des Labs die Gruppe für eine Digitale Grundrechtecharta.

Die „Digital-Charta“, verfasst von 27 Autor:innen auf Anregung von ZEIT-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo und dem damaligen Präsidenten des Europäischen Parlaments, Martin Schulz, wurde Ende 2016 veröffentlicht und in Brüssel vorgestellt. Zur Gruppe gehören Schriftstellerinnen wie Juli Zeh, Sozialwissenschaftler wie Heinz Bude, Netzexperten wie Sascha Lobo und Frank Rieger. Nach der Veröffentlichung folgten zwei Jahre hitzige Debatten, im Netz, auf der Re:publica in Berlin und an vielen weiteren Orten, wo wir die Thesen der Charta zur Diskussion stellten.

Parallel nahmen die ersten Fellows des Labs ihre Arbeit auf – so entwickelten Lorena Jaume Palasí und Matthias Spielkamp Grundgedanken für ihre neue NGO „Algorithm Watch“ und Malte Spitz schrieb mit unserer Unterstützung sein Buch „Daten – Das Öl des 21. Jahrhunderts?“.

2017 begann die Arbeit an der Ausstellung „Out Of Office“ gemeinsam mit dem Museum der Arbeit und Mario Bäumer als Kurator. 2018 und 2019 verlagerte sich das Lab in diese Ausstellung in den Fabrikhallen des Museums, wo fast wöchentlich Vorträge, Workshops und Camps begleitend zur Ausstellung stattfanden. Heimliche Stars: Roboter Pepper und die Pflegerobbe Paro wurden zu unseren Maskottchen. Highlights waren das TINCON Special – ein Tag für Jugendliche im Museum – und das „Disrupt Yourself“ Camp mit Christoph Keese. Am Ende waren fast 60.000 Besucher:innen Teil des Prozesses geworden.

Apropos TINCON: Seit 2018 findet die Jugenddigitalkonferenz, initiiert von Johnny und Tanja Haeusler, mit Unterstützung der ZEIT-Stiftung auch in Hamburg auf Kampnagel für über 1000 Jugendliche statt. Und im Hamburger Oberhafen begann die Erfolgsgeschichte des VRHAM!-Festivals für Virtual Reality Kunst, gegründet von Theresa Twachtmann und Ulrich Schrauth – die VRHAMMY-Awards wurden dabei von der ZEIT-Stiftung gestiftet.

Die Digital-Charta wurde 2018 in ihrer überarbeiteten Form veröffentlicht und der damaligen Bundesjustizministerin Katharina Barley überreicht. Im Rahmen des USA-Deutschlandjahres „Wunderbar Together“ wurde schließlich im Herbst 2019 eine Delegation der Charta-Autorengruppe, u.a. mit Jeanette Hofmann, Malte Spitz, Michael Göring und Heinrich Wefing ins Silicon Valley eingeladen. Eine Woche lang tourte das Lab so an verschiedene Orte in San Francisco und Palo Alto, um die Charta vorzustellen und zu diskutieren.

2020 wurde das Lab selbst digital: Zu Beginn unserer neuen Betahaus-Lunchsession-Reihe „Die neuen 20er Jahre – Goldenes oder schwarzes Jahrzehnt“ entwickelte sich die Corona-Pandemie – und seitdem finden unsere Veranstaltungen rein online statt. Das Lab lud ein zu Gesprächen rund um den digitalen und gesellschaftlichen Wandel in der Corona-Zeit, erst in „Digital Lunch Sessions“, Anfang 2021 dann im Rahmen der neuen Reihe „Rasender Stillstand“.

Wie wollen wir leben? Das ist seit 10 Jahren unsere Leitfrage. Seit 2020 fragen wir zudem: Wo wollen wir leben? „Stadt.Land.Zukunft“ heißt der neueste Schwerpunkt des Bucerius Lab, den wir u.a. mit Stationen auf der Re:publica und dem Creative Bureaucracy Festival begonnen haben. Seit Herbst 2020 ist dazu auch der „Urban Change“ Podcast mit Katharina Heckendorf und Julian Petrin „auf Sendung“. Roundtables und eine Zukunftsstudie sind in Arbeit, die untersuchen, wie wir überall – egal ob in der Mitte Hamburgs oder weit weg im Grünen – künftig gleiche Lebenschancen für alle Menschen garantieren können, und wie Digitalisierung uns dabei helfen kann. Vielleicht ist dies eine der entscheidenden Fragen für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft: sozial, kulturell und politisch. Solche Debatten abzubilden – und originelle Anregungen für die Welt von morgen zu bieten – dies ist der Anspruch des Bucerius Labs und der ZEIT-Stiftung.

Die großartigsten Momente aus allen 10 Jahren sind auf unserem Vimeo-Kanal verewigt.

Wir möchten Ihnen und Euch danken, dass Sie und ihr uns in den letzten 10 Jahren die Treue gehalten haben – wir freuen uns auf weitere spannende Jahre!

Das Bucerius Lab Team,

Daniel Opper (Leitung) & Mirjam Büttner (Referentin)

„Wir“, das waren zwischen 2011 bis 2021 im Team von vernetzt & Bucerius Lab mit uns außerdem Christine Neuhaus, Katharina Bothe, Nadine Mayer, Laura-Helen Rüge, Agata Klaus, Corinne Möller, Meike Egge, Bettina Elsper, Lena Bührer, Henrik Schimkus, Janosch Pomerenke, Dieter Ripberger, Moritz Scherberich und Fabian Thunemann sowie alle Kolleginnen und Kollegen in der ZEIT-Stiftung, die großartig mit uns zusammengearbeitet haben, um all das hier möglich zu machen! Herzlichen Dank!

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