Wenn es um große Herausforderungen geht, wie etwa den Klimawandel, den Umgang mit dem Corona-Virus, die Digitalisierung oder um die Frage, wie wir künftig leben wollen, fällt besonders häufig ein Stichwort: Verantwortung. Was bedeutet es genau, wenn von Verantwortung die Rede ist – und wie verteilt sie sich auf Staat, Wirtschaft, Gesellschaft und Bürger:innen? Welches Maß an Verantwortung können wir von Politiker:innen, Arbeitgeber:innen und zivilgesellschaftlichen Akteur:innen erwarten – und wo sind wir selbst am Zug? Nicht nur beim Thema Impfen wurde zuletzt häufig von individueller Verantwortung gesprochen – auch beim Homeschooling oder Homeoffice haben Einzelne mehr Verantwortung getragen als sonst. Wie viel aber kann jedes Individuum ausrichten, wenn es um große Themen wie Klimaschutz und Digitalisierung geht? Wer übernimmt tatsächlich die Verantwortung für die nachfolgenden Generationen – und mit welchen Konsequenzen?
In der Fortsetzung der Reihe „Rasender Stillstand“ gingen wir diesen Fragen nach. In vier digitalen Lunch-Sessions beleuchten wir mit unseren Gesprächsgästen das Thema Verantwortung in Bezug auf Gesellschaft, Arbeit, Umwelt und digitales Leben. Außerdem können Sie sich hier eine Zusammenfassung der Reihe mit unseren Erkenntnissen aus den vier Gesprächen als PDF herunterladen.
Aktuelle Informationen rund um die Veranstaltungsreihe finden Sie hier.
Gesellschaft: Was ist Verantwortung und wer trägt sie?
Mittwoch, 3. November 2021, 12 Uhr
Ob Corona oder Klima: Große gesellschaftliche Herausforderungen führen stets auch zu Diskussionen über individuelle und gesellschaftliche Verantwortung. Denn die Lösungen für solche Probleme können weder allein durch Einzelne erfolgen noch einfach staatlich angeordnet werden – wodurch mitunter ein Gefühl der Lähmung entsteht. Was ist Verantwortung und wer ist wofür verantwortlich? Die erste Session zum Thema „Verantwortung“ versucht die Kartierung eines unscharfen Konzepts.
Moderation: Christoph Twickel, Freier Journalist
Dr. Michael Bongardt
Professor für Anthropologie, Kultur- und Sozialphilosophie, Universität Siegen
Dr. Manfred Spitzer
Professor für Psychiatrie und Leiter der Psychiatrischen Universitätsklinik Ulm
Dr. Antje Vetterlein
Professorin für Global Governance, Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Mitschnitt der Session:
Arbeit: Wie viel Vertrauen braucht Verantwortung?
Mittwoch, 10. November 2021, 12 Uhr
Die Corona-Pandemie hat die Rahmenbedingungen des Arbeitens stark verändert: Digitalisierte Prozesse, Homeoffice als Standard und nicht als Privileg, Videokonferenzen statt persönlicher Meetings sind zum neuen Alltag geworden. Arbeitgeber:innen sind dafür verantwortlich, Strukturen möglichst schnell an die pandemischen Entwicklungen anzupassen. Dabei müssen sowohl Vorgesetzte als auch Mitarbeiter:innen auf das Verantwortungsbewusstsein ihres Gegenübers vertrauen. Sind Arbeitnehmer:innen jetzt stärker gefordert als früher? Und welche veränderten Verantwortlichkeiten werden von Unternehmen und ihren Führungskräften erwartet?
Moderation: Christine Watty, Deutschlandfunk Kultur
Dr. Lisa Herzog
Professorin für Philosophie, Universität Groningen, und Fellow 2021/22 am HIAS in Hamburg
Dr. Hannah Schade
Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund
Mitschnitt der Session:
Umwelt & Klimaschutz: Was kann ich alleine schon ausrichten?
Mittwoch, 17. November 2021, 12 Uhr
Auto, Fleisch, Plastik, Streaming: Zahlreiche Forderungen rund um den Klima- und Umweltschutz drehen sich vor allem um individuelles Konsumverhalten. Muss ein Umdenken im Kleinen beginnen oder wird damit die Verantwortung für globale Probleme an Einzelne delegiert? Was können wir beim Einkaufen ausrichten, wenn internationale Klimaabkommen aufgekündigt werden und die Großindustrie keine Abstriche macht? In der dritten Session geht es um die Reichweiten und Grenzen individueller Verantwortung beim Umweltschutz.
Moderation: Christoph Twickel, Freier Journalist
Dr. Marion Schulte zu Berge
Generalsekretärin, Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderung (WGBU)
Toralf Staud
Freier Journalist und Buchautor, unter anderem von: "Deutschland 2050 - Wie der Klimawandel unser Leben verändern wird"
Carolin Stüdemann
Geschäftsführende Vorständin, Viva con Agua de St. Pauli e.V.
Mitschnitt der Session:
Die Veranstaltung ist Teil der Diskussionsreihe Wissenschaft kontrovers von Wissenschaft im Dialog im Wissenschaftsjahr 2020/21 – Bioökonomie und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
Digitales Leben: Wie viel Verantwortung geben wir ab?
Mittwoch, 24. November 2021, 12 Uhr
Viele digitale Dienste werben damit, uns das Leben zu erleichtern: Datengetriebene Systeme und Künstliche Intelligenzen berechnen, wann unsere Schlafenszeit beginnt, der Kühlschrank gefüllt werden muss, oder wie viel Wasser wir noch trinken sollten. Wir bestellen Essen per App, lassen uns von Google und Co. durch den Alltag navigieren und fahren Autos, die selbstständig einparken. Wie viel digitalen Komfort können wir uns leisten, ohne irgendwann völlig fremdbestimmt zu sein? Wer übernimmt Verantwortung für die Schattenseiten des digitalen Lebens? Und wie kann ein verantwortungsvoller, positiver Umgang mit sensiblen Daten gelingen?
Moderation: Christine Watty, Deutschlandfunk Kultur
Dr. Christina Gravert
Verhaltensökonomin, Professorin am Department of Economics, University of Copenhagen, Mitgründerin von Impactually
Dr. Judith Simon
Professorin für Ethik in der Informationstechnologie, Universität Hamburg (Foto: UHH/Nicolai)
Matthias Spielkamp
Mitgründer und Geschäftsführer AlgorithmWatch