Logo des Themenschwerpunkts

Die Entwicklung von Städten und ländlichen Räumen gehört zu den großen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen unserer Zeit: Lebensbedingungen und Chancen hängen stark vom eigenen Wohnort ab. Einige Regionen drohen den Anschluss zu verlieren, werden oft als „abgehängt“ bezeichnet. Die Unterschiede zwischen einzelnen Landesteilen in Bezug auf Infrastruktur, Arbeitsmarkt, Kultur oder digitalen Fortschritt sind zum Teil so deutlich, dass sie zunehmend zu gesellschaftlichen Spannungen führen. Um diesem Trend entgegenzuwirken, entstehen derzeit überall Projekte und Initiativen, die Räume in Städten und ländlichen Regionen neu denken wollen. Sowohl für die Wissenschaft als auch für Akteur:innen im Bereich Stadt- und Regionalentwicklung ist die Entwicklung und Zukunftsfähigkeit der Städte und Regionen deshalb ein wichtiges Thema. Um den Austausch zwischen Forschung und Praxis in diesem Bereich zu stärken, haben die Bereiche Bucerius Lab und Wissenschaft und Forschung der ZEIT-Stiftung das Format „Ideenwerkstatt“ entwickelt.

Ideenwerkstatt in Homberg (Efze) am 2.+3. September 2021

Die erste Ideenwerkstatt fand am 2. und 3. September 2021 im nordhessischen Homberg (Efze) in der Nähe von Kassel statt. In Kooperation mit der Stadt Homberg, dem Projekt Summer of Pioneers und dem regionalen Unternehmernetzwerk HOMEberger hat die ZEIT-Stiftung ein vielfältiges Workshop-Programm aufgelegt. Teilgenommen haben 14 Fellows, die aus ganz Deutschland anreisten oder digital zugeschaltet waren.

Warum sind wir mit der ersten Ideenwerkstatt nach Homberg gegangen? Seit Mai 2021 testen dort 20 (Groß-)Städter:innen im Rahmen des Projekts „Summer of Pioneers“ für ein halbes Jahr das Leben in und um den Ort mit knapp 14.000 Einwohner:innen. Projektkoordinator Jonathan Linker und Bürgermeister Nico Ritz berichteten bei der Ideenwerkstatt von ersten Erfahrungen mit dem Projekt und den Effekten für Stadt und Region. Die „Pioniere“ treffen vor Ort auch auf Menschen aus der Region, die etwas bewegen wollen: Im Netzwerk HOMEberger haben sich Unternehmer:innen zusammengeschlossen, die das Thema nachhaltiges Wirtschaften in der Region stärken wollen und der Frage nachgehen, wie modernes Leben auf dem Land gelingen kann. 

Fellows der Ideenwerkstatt Homberg

Im Rahmen eines Call for Applications wurden 14 Fellows aus ganz Deutschland ausgewählt, die – gefördert von der ZEIT-Stiftung – an der Ideenwerkstatt in Homberg teilgenommen haben. Die Fellows kommen aus verschiedenen wissenschaftlichen Fachrichtungen und/oder sind als Akteur:innen im ländlichen Raum aktiv.

KURZBIOGRAFIE

Ich bin im Februar 1994 in Bayern geboren. Aufgewachsen bin ich auf verschiedenen Demeter-Höfen im Sauerland und im Osnabrücker Land. Das Leben als Bauerntochter hat mich eng mit der Natur verbunden und gelehrt, kritisch auf die Entstehung unserer Umgebung zu blicken. 2007 haben meine Eltern ein Haus aus Stroh und Lehm gebaut. Das öffnete mir die Augen dafür, dass nachhaltige und ökologische Ansprüche nicht nur an Lebensmittel gestellt werden sollten.

In meiner Schulzeit habe ich auf verschiedenen Waldorfschulen den Zugang zu handwerklichen Tätigkeiten bekommen und meine Leidenschaft im Schneidern gefunden. Mein erster konkreter Berufswunsch war Modedesign. Nach insgesamt 3 Monaten Praktika im Krankenhaus, einem Au-Pair-Aufenthalt und weiteren sozialen Praktika im Ausland habe ich mich um einen Medizinstudienplatz bemüht. Das wurde jedoch nichts, daher habe ich mich spontan für die Architektur entschieden. Was sich für mich bis heute gut anfühlt. Meinen Bachelor habe ich in Braunschweig gemacht. Nach einem Jahr Arbeit in Architekturbüros in Minsk und Osnabrück habe ich vergangenes Jahr meinen Master in Hannover begonnen.

MEINE PROJEKTE / MEINE INTERESSEN AN STADT.LAND.ZUKUNFT

  • nachhaltige Stadtentwicklung am Beispiel Diemelstadt-Rhoden unter Betrachtung der Ziele des Green Deals (“New european Bauhaus”)

Mein Interesse:

  • Nachhaltige Baustoffe
  • Nutzung lokaler Ressourcen
  • Schaffung von Mikroklimata
  • Neue Ideen zu Struktur und Oberfläche einer Stadt

KURZBIOGRAFIE
Ich bin Gründer und Geschäftsführer der Neulandia UG (u.a KoDorf, Summer of Pioneers) und Berater für Transformationsprozesse in Kommunen. Ehrenamtlich engagiere ich mich als Vorstand der Vielleben Genossenschaft, sowie als Mitglied im Fachbeirat „Digitale Region menschlich gestalten“ der Regionale 2025 und als Mitinitiator des Projekts „Digitale Landpioniere“ der Bertelsmann Stiftung. Vor meiner Beschäftigung mit dem „Neuen Leben und Arbeiten auf dem Land“ habe ich zehn Jahre als Technologie-Journalist gearbeitet und drei Medien-Startups mitgegründet. Das Studium der Medienwissenschaft und Volkswirtschaft führten mich nach Hannover, Aarhus, Amsterdam, London und Washington.

KoDörfer sind genossenschaftliche Siedlungsgemeinschaften bestehend aus 30 bis 50 kleinen Häusern und großzügigen Gemeinschaftsgebäuden (u.a. Coworking Space, Küche mit langer Tafel, Veranstaltungsräumen und Hofladen). Ein erstes KoDorf entsteht im brandenburgischen Wiesenburg, ein zweites in Erndtebrück (NRW).

Der Summer of Pioneers bietet Großstadt-Kreativen und Digitalarbeiter:innen Probewohnen und Coworking auf dem Land. Ein erster Summer of Pioneers fand 2019 Jahr im brandenburgischen Wittenberge statt. Drei weitere laufen in diesem Jahr im hessischen Homberg, in Altena (NRW) und in Tengen.

MEINE PROJEKTE / MEINE INTERESSEN AN STADT.LAND.ZUKUNFT

  • KoDorf
  • Summer of Pioneers
  • gemeinwohlorientierte Regionalentwicklung

KURZBIOGRAFIE
Aufgewachsen in einer suburbanen Gemeinde bei Mainz durfte ich als Mitglied des Ortsgemeinderates und Mitgründerin eines Seniorencafés früh einen Einblick in die Herausforderungen und Chancen von Kommunalpolitik und freiwilligem Engagement gewinnen. Das Studium der Geographie eröffnete mir eine systemische und relationale Perspektive auf sozialräumliche und gesellschaftliche Entwicklungen, die ich ab 2011 mit dem Schwerpunkt Ländliche Lebensverhältnisse und räumliche Semantiken zunächst als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Thünen-Institut für ländliche Räume in Braunschweig und anschließend am Lehrstuhl Kulturgeographie der Universität Bamberg in verschiedene Forschungsprojekte einbringen durfte. In diesen Zeiten habe ich, von Mecklenburg-Vorpommern bis Bayern, mit verschiedensten Menschen in ländlichen Kommunen sprechen und zusammenarbeiten dürfen. 2018 wechselte ich in die hessische Landesverwaltung und habe seitdem u.a. an der Erarbeitung eines Aktionsplans für die
ländlichen Räume mitgewirkt.

MEINE PROJEKTE / MEINE INTERESSEN AN STADT.LAND.ZUKUNFT

  • Austausch mit Akteur:innen außerhalb des eigenen beruflichen Settings als Perspektiverweiterung
  • Konkrete Lebensrealitäten und Tätigkeiten vor Ort (Homberg/Efze) kennenlernen
  • Abgleich für weitere berufliche Handlungsansätze
  • Gemeinsam persistente Mindsets und Narrative des Städtischen und Ländlichen hinterfragen sowie evtl. Ansätze entwickeln, diese zu durchbrechen
  • Handlungsmotivationen verschiedener Akteursgruppen hinterfragen und Ideen entwickeln, wie mehr Austausch und Resonanz untereinander geschaffen werden kann

KURZBIOGRAFIE
Mein Name ist Stefan Huber, ich bin 25 Jahre alt und promoviere im Bereich Bayerische Landesgeschichte. Ich wuchs in einem Dorf ca. 1h südlich von München auf. Nach meinem Abitur begann ich ein Geschichtsstudium an der LMU München. Das erste Jahr meines Studiums pendelte ich noch von meinem Heimatort in die Stadt, seitdem wohne ich in München. In meinem
Geschichtsstudium (Nebenfächer: Geographie und Digital Humanities) interessierten mich vor allem Veranstaltungen in der Herrschafts-, Wirtschafts-, und Sozialgeschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Seit Herbst 2020 arbeite ich an meiner Dissertation an der LMU. Neben Geschichte interessiere ich mich u. a. für Generationengerechtigkeit und
Sozialpolitik. In meiner Freizeit betreibe ich begeistert Rad- und Bergsport.


MEINE PROJEKTE / MEINE INTERESSEN AN STADT.LAND.ZUKUNFT

  • Arbeitstitel Promotion: Herrschaft und Ressourcen zwischen der Grenze und der Residenz. Das Landgericht Tölz vom Mittelalter bis in das frühe 19. Jahrhundert. Studien zum Historischen Atlas von Bayern
  • Erforschung der Stadt-Hinterland-Beziehungen anhand des ländlichen Raumes Bad Tölz (ca. 40 km südlich von München) und der Residenzstadt München vor allem in Bezug auf das Management natürlicher Ressourcen (Holz, Kohle, Lebensmittel)
  • Wie gestalteten sich die Verflechtungen zwischen der Stadt und ihrem Hinterland im Bezug auf Herrschaft und Wirtschaft? Wie veränderte der Rohstoffbedarf der Stadt die „Umwelt“ der Menschen auf dem Land?
  • Persönliches Interesse an zukünftigen Gestaltungsmöglichkeiten für Mittel- und Unterzentren und den ländlichen Raum

KURZBIOGRAFIE

Als Stadtplanerin und Mediatorin bin ich mit dem
Schwerpunkt auf Konzeptentwicklung im Dialog tätig.
Von Phase 0 bis zur Machbarkeitsstudie arbeite ich meist in interdisziplinären Arbeitsgemeinschaften.
Mein Fokus liegt auf Beteiligungsverfahren und Fachveranstaltungen zu Themen der Stadt-/
Ortsentwicklung und Baukultur sowie konkreten Planungsvorhaben, Leerstandsmanagement
und Quartiersarbeit.
Bei der Konzepterarbeitung und -dokumentation sowie der Projektbegleitung lege ich
einen hohen Wert auf Transparenz und Nachvollziehbarkeit für alle involvierten Akteur:innen.
Mit Projekt- und Lehrtätigkeiten in Deutschland, Österreich und Dänemark greife ich
dazu auf Erfahrungen in unterschiedlichen Beteiligungskulturen zurück. Dass ich sowohl in
ländlichen Gemeinden als auch in Städten tätig sein kann, finde ich bereichernd.

MEINE PROJEKTE / MEINE INTERESSEN AN STADT.LAND.ZUKUNFT

Ich arbeite immer mit der Überzeugung, dass Stadt und Land nicht in Konkurrenz zueinander,
sondern – im Idealfall – in einer guten Wechselbeziehung stehen. Die Abhängigkeiten
sind ohnehin nicht wegzureden.
Im eigenen Projektumfeld sowie auch an der Hochschule nehme ich steigendes Interesse an
den Fragestellungen der Ideenwerkstatt „StadtLandZukunft“ wahr und freue mich auf die
Tage in Homberg.

KURZBIOGRAFIE
Ich wurde 1989 in Rasdorf (1.500 Einwohner) in
Osthessen geboren. Meine Eltern hatten dort eine kleine Bäckerei. Nach dem Abitur in Hünfeld habe ich von 2009 bis 2015 Geschichte und Fachjournalistik
Geschichte in Gießen studiert. Nach dem Master-Studium wechselte ich für die Promotion nach Würzburg. Meine Dissertation (2019) behandelt die Geschichte des Wirtschaftsressorts
der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Während dieser Jahre bin ich meinem Heimatort immer verbunden geblieben. Ich habe mich in der Kommunalpolitik und verschiedenen
Vereinen engagiert. 2020 wurde Rasdorf in das Dorfentwicklungsprogramm des Landes
Hessen aufgenommen. In diesem Rahmen entstand die Idee für ein digitales Dorfmuseum
und die Gründung der Geschichtsmanufaktur Kutzner & Lotz. Gemeinsam mit meinem Kollegen habe ich das Unternehmen Anfang 2021 gegründet. Wir entwickeln digitale
Museumskonzepte für kleinere Kommunen und mittelständische Unternehmen. Außerdem beraten wir in Sachen History Marketing und fertigen fachhistorische Gutachten an.

MEINE PROJEKTE / MEINE INTERESSEN AN STADT.LAND.ZUKUNFT

  • Digitalisierung kleiner und mittelgroßer Museen (Dorfmuseum, Heimatmuseum)
  • Entwicklung neuer Museumsformate und touristischer Konzepte mit historischem Bezug
    für Kommunen
  • History Marketing: Unternehmensgeschichte von Mittelständlern als Anknüpfungspunkt
    für die Weiterentwicklung der Firmenidentität, Markenbildung, Produktplatzierung
  • Fachhistorische Gutachten: Erforschung von Firmen- und Ortsgeschichten, insbesondere
    mit Bezug zur NS-Zeit
  • Vernetzung mit Initiativen und Wissenschaftler:innen auf dem Themengebiet ländlicher
    Raum
    Möglichkeiten zur zukünftigen Zusammenarbeit ausloten
  • Impulse für die Weiterentwicklung kleinerer Kommunen aus der Wissenschaft aufnehmen
    und in die Arbeit vor Ort implementieren
  • Interesse wecken für die Arbeit der Geschichtsmanufaktur Kutzner & Lotz und die Bedeutung
    der Geschichte kleiner Orte

KURZBIOGRAFIE
Mein Name ist Miriam Alexandra Markowski. Ich bin auf dem Land in der Nähe von Hamburg aufgewachsen und habe nach dem Abitur zunächst eine Ausbildung zur Kauffrau in der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft gemacht. In dem Beruf bin ich seit heute tätig, zuerst viele Jahre für ein kommunales Wohnungsunternehmen in Hamburg und nun für die BürgerStiftung Hamburg. Diese praktische Tätigkeit, in der ich u. a. auch ein Kreativquartier konzipiert und realisiert habe, habe ich mit Weiterbildungen theoretisch untermauert. An der Universität Hamburg habe ich Kultur- und Bildungsmanagement studiert. Thema des Abschlusses war das interkulturelle Zusammenleben in Mehrfamilienhäusern. Darauf folgte das Masterstudium
Gemeinwesenentwicklung/Quartiersmanagement/Lokale Ökonomie an der Hochschule für angewandte Wissenschaften München. Thema der Masterthesis waren die Handlungsmotive von Dorfladenbetreiber:innen. Diese Forschung führe ich aktuell in einer Promotion an der Universität Hamburg fort.


MEINE PROJEKTE / MEINE INTERESSEN AN STADT.LAND.ZUKUNFT

Projekt: Promotion zur Bedeutung des Sozialkapitals für die Sicherung der Nahversorgung im ländlichen Raum.

Interessen: Kooperationsmöglichkeiten von Stadt und Land, Gemeinschaftsbildung, Wohnen, Konversion von Flächen, Kreativimmobilien, Nahversorgung, Quartiersentwicklung, Solidarökonomie, öko-soziale Transformation.

Fragen: Wie kann man dem Braindrain begegnen? Wie kann dem – insbesondere im ländlichen Raum – drängenden Problem fehlender Nahversorgung in Form von Einkaufsmöglichkeiten und medizinischer Versorgung begegnet werden? Sind die Themen Nachbarschaft, Mobilität und Digitalisierung hier ein Schlüssel? Wie lässt sich Zusammenhalt sowie das Leben auf dem Land und auch in der Stadt in Zeiten veränderten Raumverständnisses, Digitalisierung, Urbanisierung und Individualisierung gestalten? Können alternative Wirtschaftsformen als Beitrag einer öko-sozialen Transformation auch eine Chance für den ländlichen Raum und den Austausch zwischen Stadt und Land bieten? Welcher Rahmenbedingungen und Strukturen bedarf es?

KURZBIOGRAFIE

Ich komme aus der Ukraine und bin in dem kleinen Dorf Sopatschiv aufgewachsen, das meine Werte und
meine Berufswahl geprägt hat. Im Juni 2014 schloss ich mein Studium an der Nationalen Universität für Lebens- und Umweltwissenschaften in Kyjiw mit einem Bachelor-Abschluss in Marketing ab. Darauf folgten ein Masterstudium in
internationalem Agrarmanagement und ein Masterstudium in Regionalmanagement an der Hochschule Weihenstephan in Triesdorf. Parallel dazu arbeitete ich als Projektmitarbeiterin bei den Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf. Des Weitern unterstützte ich vor Ort als Lehrbeauftragte im Herbst 2018 die Universität in Kyjiw bei der Einführung des Masterstudiengangs
Regionalökonomie.

Nach einem langen Lebensabschnitt in einer kleinen Gemeinde im ländlichen Franken, hat mich die Hauptstadt mit einem verlockenden Arbeitsangebot zu sich gerufen. Seit April 2020 bin ich beim DRA e.V. in Berlin tätig und koordiniere das Projekt „Nachhaltige Perspektiven auf dem Land“. Der Austausch von Erfahrungen und Visionen mit den verschiedenen
Akteur:innen der nachhaltigen ländlichen Entwicklung ist der Schwerpunkt meiner Tätigkeit.

MEINE PROJEKTE / MEINE INTERESSEN AN STADT.LAND.ZUKUNFT

  • aktuelle Trends und Beispiele der ländlichen Entwicklung mit interessanten Akteur:innen zu diskutieren
  • neue Erkenntnisse zu gewinnen und sich gemeinsam mit wichtigen internationalen Trends und Entwicklungsmöglichkeiten zu befassen
  • sich von Homberg inspirieren lassen
  • Netzwerk

KURZBIOGRAFIE
Als Sozialwissenschaftler beschäftige ich mich im Zuge eines Promotionsstudiums mit der nachhaltigen Transformation von Mobilitätskulturen abseits der Metropolen. Das Vorhaben wird an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster betreut und ermöglicht durch eine Beschäftigung als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung in Bonn, wo ich die Ressortforschung des Bundes fachlich unterstütze.

Meine Bachelor- und Masterausbildung in den Politikwissenschaften, der Soziologie und der Kunstgeschichte an der Universität Münster sowie der Goethe-Universität in Frankfurt, als auch die Tätigkeiten als wissenschaftliche Hilfskraft an unterschiedlichen universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen mit den Schwerpunkten nachhaltige Entwicklung und internationale Beziehungen, prägen meine derzeitigen Tätigkeiten.

MEINE PROJEKTE / MEINE INTERESSEN AN STADT.LAND.ZUKUNFT

  • Erkenntnisse über Praktiken und Materialisierungen im Hinblick auf bzw. Kritik von ‚urbane(n) und nicht-urbane(n) Mindsets‘
  • Potentiale und Grenzen des ‚Zumutbaren‘ für die Erreichung von Klima- und Umweltzielen und damit zusammenhängende Fragen der Gerechtigkeit in weniger bzw. nicht-urbanen Räumen
  • Identifizierung von produktiven ‚Touchpoints‘ zwischen urbanen und nicht-urbanen Räumen für eine synergetische, gesamtgesellschaftliche, nachhaltige Entwicklung

KURZBIOGRAFIE
Hallo, ich bin Anna und habe 2012 meinen Bachelor in Urbanistik an der Bauhaus-Universität in Weimar begonnen. Nach einem einjährigen Auslandsaufenthalt zum Studium und Praktikum in Lissabon, habe ich 2017 den Bachelor in Weimar abgeschlossen und bin für den Master in Umweltplanung und Ingenieurökologie an die TU München gewechselt. Dort konnte ich den wissenschaftlichen Zugang zur Stadtplanung, den ich aus meinem Urbanistikstudium mitgenommen habe, mit den naturwissenschaftlichen Grundlagen der Umweltplanung verknüpfen, und neue Blickwinkel auf eine integrierte Planung von Stadt und Umwelt gewinnen.

Bevor ich mein Masterstudium im Sommer 2020 beendete, führte mich mein Weg für ein halbes Jahr nach Kopenhagen, wo ich im Erasmusprogramm studierte. Während meiner Studienzeit arbeitete ich unter anderem bei der Internationale Bauausstellung
(IBA) Thüringen und beim Planungsbüro Studio|Stadt|Region in München. Seit Dezember 2020 unterstütze ich die Fachgruppe Stadt der TH Lübeck als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Koordination des Bachelorstudiengangs in Stadtplanung, der
Lehre im Masterstudiengang Stadtplanung und als wissenschaftliche Begleitung in einem Verbundprojekt des BBSR-Forschungsprojekts der Kleinstadtakademie.

MEINE PROJEKTE / MEINE INTERESSEN AN STADT.LAND.ZUKUNFT

  • Koordination des neuen Bachelorstudiengangs in Stadtplanung an der TH Lübeck, der den Typus der Klein- und Mittelstadt in den Fokus nimmt: Welche Kompetenzen benötigen zukünftige Planer:innen in Klein- und Mittelstädten? Wie kann dem Fachkräftemangel in Klein- und Mittelstädten entgegengewirkt werden?
  • Wissenschaftliche Begleitung in einem Verbundprojekt des BBSR-Forschungsprojekts der Kleinstadtakademie, das mögliche kleinstädtische Transformationspfade im Themenfeld Digitale Arbeitswelten in fünf Kommunen erforschen wird: Wie können Kleinstädte neue Arbeitswelten für sich nutzen, um kleinstadtspezifischen Herausforderungen zu begegnen?Welche Projekte und Strategien sind auf andere Kleinstädte übertragbar?
  • Umzug von München nach Schleswig-Holstein aufs Land: Wie kann man die Vorzüge des Landlebens nutzen und strukturellen Herausforderungen begegnen? Welche Strategien des Ankommens gibt es auf dem Land? Wo findet man Gleichgesinnte?

KURZBIOGRAFIE

Als ausgebildeter Nachhaltigkeitsökonom bin ich nach Jahren in der Nachhaltigkeitsabteilung eines großen Solarwechselrichterherstellers in die kommunale Verwaltung gewechselt. Mein Antrieb für den Wechsel: Vor Ort gemeinsam mit den Menschen das eigene Lebensumfeld zu gestalten. Nach einer Zwischenstation als Klimaschutzmanager in Essen hat es mich zurück nach Nordhessen gezogen, wo ich aufgewachsen bin und studiert habe. In Witzenhausen war ich für die Lokalisierung der Sustainable Development Goals verantwortlich und habe den Nachhaltigkeitsprozess Witzenhausen2030 sowie zusammen
mit dem Wuppertal Institut das Reallabor „Wirtschaftsförderung 4.0“ entwickelt und umgesetzt.

Mein beruflicher Schwerpunkt liegt damit seit Jahren in der partizipativen Stadt- und Regionalentwicklung. Durch meine aktuelle Ausbildung zum Ko-Kreator am Institut für Partizipatives Gestalten bilde ich mich in diesem Bereich weiter, um lebendige und sinnvolle Lösungen für die sozial-ökologische Transformation zu gestalten.

MEINE PROJEKTE / MEINE INTERESSEN AN STADT.LAND.ZUKUNFT

Konzept Wirtschaftsförderung 4.0 (Förderung kooperative Wirtschaftsformen und Wertschöpfung vor Ort) als Impuls für die Wirtschaftsentwicklung in ländlichen Regionen weiterentwickeln.
–> Wie muss eine Wirtschaftsförderung in ländlichen Räumen aussehen, welche die örtlichen Transformationskräfte zugunsten von Klimaschutz, sparsamem Umgang mit Ressourcen, gesteigerter lokaler Wertschöpfung und sozialer Kohäsion fördert?

Ausgewählte Fragen, die mich in diesem Rahmen beschäftigen:

  • Was kann das Land von der Stadt lernen (und umgekehrt)?
  • Wie müssen sich dabei die Wirtschaftsräume Stadt und Land verändern? Bzw. wie können sie besser verschmelzen und zusammenarbeiten?
  • Welche Rolle kann die Digitalisierung einnehmen?
  • Welche Akteur:innen sind dafür zu adressieren?

KURZBIOGRAFIE

Hallo, ich bin Maren:
aufgewachsen bin ich in der Nähe von Worpswede, genauer gesagt in dem Dorf Worphausen, das eine ehemalige Moorkolonie ist. Hier habe ich meine Kindheit und Jugend verbracht. Nach dem Abitur habe ich mich aus Unentschlossenheit dazu entschieden, eine Weile im Ausland zu verbringen, und habe mir einen Aufenthalt als Kindermädchen in Madrid organisiert, wo ich für acht Monate blieb. Kurze Zeit nach meiner Wiederankunft in Deutschland bin ich in meine erste WG nach Worpswede gezogen und habe begonnen Geographie in Bremen zu studieren. Die Uni lag etwa zwanzig Kilometer entfernt, sodass ich entweder mit dem Fahrrad oder Bus dorthin gependelt bin. Im vierten Semester bin ich schließlich nach Bremen gezogen, wo ich noch heute lebe und mittlerweile im Master studiere.

MEINE PROJEKTE / MEINE INTERESSEN AN STADT.LAND.ZUKUNFT

  • Fortlaufende beiläufige Beschäftigung mit Themen / Herausforderungen des ländlichen Raums in Studium und Beruf
  • Suche nach einem Thema für meine Bachelorarbeit
  • Grober Interessenschwerpunkt: Transformationspotenziale im ländlichen Raum, evtl. anhand eines Projektes / Netzwerks

KURZBIOGRAFIE

Geboren 1987 in München, verschlug es mich – nach einem Zwischenstopp in Hamburg
– 2009 zum Industriedesign Studium nach Halle an der Saale. Mein Anliegen: Dinge gestalten, zu Nachhaltigkeit und sozialer Inklusion beitragen, etwas bewirken und unsere Lebensumwelt zum Positiven verändern. Meine Erkenntnis: die Antworten auf die wirklich relevanten Fragen sind meist keine Produkte. Mein Antrieb: Wie gelingen co-creative, transdisziplinäre Gestaltungsprozesse und wie kann Design zur großen sozial-ökologischen Transformation beitragen? Eine prägende Resonanz-Erfahrung: eine Summer School auf dem Dorf; die Komplexität der Herausforderungen ländlicher Räume hat mich nicht mehr
losgelassen.

Folge – Masterstudium: Transformation Design – eine Schnittstelle zwischen Design Methodik und Sozialwissenschaften. Mein persönlicher Schwerpunkt: ländliche Entwicklung und Beteiligungsprozesse.

Heute: CoWorkLand – hier interessieren mich vor allem die Sekundäreffekte ländlichen Coworkens. Thünen-Institut: Mitarbeit an Projekten zur Unterstützung von zivilgesellschaftlichen Akteur:innen des Wandels, Wissenstransfer und Citizen Science. Wie können wir diejenigen stärken, die die große Transformation in ländlichen Regionen vorantreiben?

MEINE PROJEKTE / MEINE INTERESSEN AN STADT.LAND.ZUKUNFT

  • Austausch, Inspiration und Impulse
  • Aktuelle Tendenzen / Trends / Entwicklungen diskutieren, weiterdenken, problematisieren, Lösungen skizzieren
  • Die Frage: Wer soll es lösen? Welche Rolle spielen Wirtschaft, Ehrenamt und Kommune insbesondere bei der Bereitstellung (neuer) Infrastruktur? Wie können Kooperationen aussehen?
  • Das Thema: Chancen und Risiken der Stadtflucht, Rural-Gentrification, Parallelwelten und Kulturwandel, Exklusion/Inklusion
  • Wie sieht ein Zukunftsbild aus, welches den Urban Bias hinter sich lässt und vom Land her gedacht ist – bzw. eines, welches zwischen den Bedürfnissen von Land und Stadt vermittelt?

KURZBIOGRAFIE

Ich bin in der Kleinstadt Luckau in der Niederlausitz aufgewachsen, habe anschließend Sprachwissenschaft in Berlin und Moskau studiert und meine ersten Berufsjahre als Journalistin in der Lausitz verbracht. Darauf folgten eher europäisch geprägte
Berufsjahre beim Netzwerk n-ost (Border crossing journalism) und der europäischen Presseschau eurotopics.

Mein Lebensmittelpunkt blieb der ländliche Raum – etwas nördlich von meiner Geburtsstadt im Dahme-Seengebiet. Schließlich zog es mich auch beruflich in die Region zurück – als Pressesprecherin im Rathaus der Kreisstadt Lübben im Spreewald. Heute bin ich selbstständig im Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und Beratung mit dem Fokus auf Akteur:innen im ländlichen Raum, denen dafür häufig die Ressourcen fehlen: Vereine und kleine Kommunen.

Als ideelles Projekt habe ich ein Online-Magazin für den Landkreis Dahme-Spreewald mit Förderung der Medienanstalt Berlin-Brandenburg gegründet: www.wokreisel.de. Darüber hinaus engagiere ich mich in verschiedenen Kulturvereinen sowie als Elternsprecherin.

MEINE PROJEKTE / MEINE INTERESSEN AN STADT.LAND.ZUKUNFT

  • das urbane Mindset dekonstruieren und mit Befunden aus der ländlichen Wirklichkeit konfrontieren
  • Innensichten aus dem ländlichen Raum, insbesondere aus den Bereichen Kultur, Kommunalpolitik und Bürgerbeteiligung, einbringen
  • als Übersetzerin zwischen dem Städtischen und dem Ländlichen wirken
  • Impulse und Einsichten zur zunehmenden Besiedlung ländlicher Räume mitnehmen

Neue Impulse für den ländlichen Raum

Die nordhessische Kleinstadt Homberg an der Efze in der Nähe von Kassel zieht im Moment viel mediale Aufmerksamkeit auf sich: Seit Mai 2021 wohnen dort 20 Personen auf Zeit und testen das Leben und Arbeiten im ländlichen Raum. Die meisten von ihnen sind selbständig, kommen aus Großstädten und nutzen das Projekt „Summer of Pioneers“, um herauszufinden, ob sie sich ihre berufliche und private Zukunft in der Region vorstellen könnten. Das Projekt bringt die großen Diskurse zur Zukunft ländlicher Räume in einem praktischen Versuch zusammen: Wie kann ein besserer Austausch zwischen Menschen in Städten und in ländlichen Regionen gelingen? Wie können vor allem ländliche und vermeintlich schwächere Regionen davon profitieren? Und welche Rolle spielt dabei die Digitalisierung?

Forum für Austausch und Vernetzung von Wissenschaft und Praxis

Mit diesen Fragen beschäftigt sich auch die ZEIT-Stiftung in ihrem neuen Schwerpunkt Stadt.Land.Zukunft. Unter diesem Titel führten die Programmbereiche Bucerius Lab und Wissenschaft und Forschung am 2. und 3. September 2021 in der Homberger Altstadt und der ländlichen Umgebung eine Ideenwerkstatt durch. Es war der Auftakt zu einer Reihe von Workshop-Formaten, die in verschiedenen Regionen geplant sind. „Wir möchten ein Forum bieten für fachlichen Austausch und Vernetzung von Wissenschaft und Praxis“, sagt Anna Hofmann, Leiterin des Bereichs Wissenschaft und Forschung in der ZEIT-Stiftung. „Hier sehen wir einen hohen Bedarf an Wissenstransfer in beide Richtungen. Gleichzeitig erhoffen wir uns Erkenntnisse für die eigene Stiftungsarbeit: Wo können wir uns als zivilgesellschaftliche Einrichtung beim Thema Stadt und ländlicher Raum engagieren, und welche Fragestellungen erfordern künftig noch eine tiefere gesellschaftspolitische Debatte?“

In einem Bewerbungsverfahren hatte die ZEIT-Stiftung 14 Fellowships für die Teilnahme an der Ideenwerkstatt vergeben. Ausgewählt wurden Nachwuchswissenschaftler:innen und Praktiker:innen u.a. aus den Bereichen Architektur und Städtebau, Soziologie, Politologie, Geschichte, Stadt- und Regionalentwicklung, Nachhaltigkeit und Journalismus. In Kooperation mit der Stadt Homberg, dem Summer of Pioneers und dem regionalen Unternehmernetzwerk HOMEberger entstand ein Programm, das Raum bot für Impulse aus der Wissenschaft, Erkundungen vor Ort, (fachlichen) Austausch und Diskussionen.

Vernetzung von ländlichen Räumen und urbanen Zentren

Einen ersten Überblick aktueller Forschungsfragen zum Verhältnis von Stadt und Land gab Stefan Siedentop, Direktor des Dortmunder Instituts für Landes- und Stadtentwicklungsforschung und Professor für Raumplanung an der TU Dortmund. Er berichtete von ersten Ergebnissen einer Metastudie zu Stadt-Land-Beziehungen, die er derzeit im Auftrag der ZEIT-Stiftung erarbeitet. Ein wichtiger Aspekt dabei ist die Digitalisierung und die mit ihr verbundenen Entwicklungschancen für den ländlichen Raum und die Verknüpfung mit urbanen Zentren. „Wenn es dank digitaler Vernetzung in Zukunft tatsächlich keine Rolle mehr spielt, wo jemand wohnt und arbeitet, ergeben sich für die eigene Lebensplanung ganz neue Möglichkeiten“, sagt Mirjam Büttner, Leiterin des Bucerius Labs der ZEIT-Stiftung. „Vielleicht muss man sich künftig auch nicht mehr entscheiden zwischen Stadt oder Land, sondern kann flexibel sein.“ Seit Beginn der Pandemie sehen verschiedene Studien einen Trend zum Umzug von der (Groß-)Stadt aufs Land bzw. ins direkte Umland. Laut einer Civey-Erhebung unter Städtern im Auftrag der ZEIT-Stiftung spielte im Sommer 2020 gut ein Drittel der Befragten mit dem Gedanken aufs Land zu ziehen. Knapp die Hälfte gab an, dass sie sich womöglich tatsächlich für ein Leben jenseits der Großstadt entscheiden würden, wenn der Umzug mit dem Beruf vereinbar wäre. Bei der Frage, was sie noch in der Großstadt hält, nannten die meisten die Infrastruktur- und Mobilitätsangebote. Ob Lebensverhältnisse in den einzelnen Regionen Deutschlands tatsächlich gleich sein sollten – wie das Gesetz es vorsieht – oder stattdessen lieber vielfältig, wurde auch im Rahmen der Ideenwerkstatt diskutiert.

Um unsere Wahrnehmung von Orten, ihre Besonderheiten und auch scheinbare Widersprüche ging es in zwei Sessions mit der Kulturanthropologin und Architektin Dr. Aylin Tschoepe von der Universität Basel. Sie vermittelte den Teilnehmenden die explorative Methode des „Cognitive Mapping“: Mit Hilfe von Fotografien, die die Teilnehmer:innen in ihrer Umgebung aufnahmen, schulten sie ihr Auge für typische und weniger typische Zuschreibungen von Stadt- oder Land-Merkmalen. So fanden sich Beispiele für eher städtisch konnotierte Attribute im ländlichen Raum und umgekehrt.

Die Altstadt als Kiez mit vielfältiger Nutzung

Wie die Teilnehmer:innen des „Summer of Pioneers“ den Ort Homberg mit seinen rund 14.000 Einwohner:innen wahrnehmen, und wie das Projekt wiederum von den Einheimischen gesehen wird, darüber berichteten Projektleiter Jonathan Linker und Nico Ritz, Bürgermeister der Stadt Homberg. In diesem Zusammenhang interessierte die Fellows der Ideenwerkstatt vor allem, welche positiven Effekte sich die Region von dem zeitlich begrenzten Projekt erhofft. Nico Ritz, der selbst ein „Rückkehrer“ ist, betonte, dass Homberg und seine Umgebung in erster Linie einen externen, kritischen Blick auf die örtliche Infrastruktur brauchen, um die Lebensqualität heutiger und künftiger Bewohner:innen zu verbessern. Im Gegensatz zu anderen Standorten des „Summer of Pioneers“ wie z.B. dem brandenburgischen Wittenberge liege Homberg nicht in der Nähe großer Metropolregionen. Homberg will ein kreatives und nachhaltiges Konzept für Wohnen, Handel und Dienstleistung jenseits täglicher Pendelbewegungen zwischen Stadt und Land auf den Weg bringen und umsetzen. „Unser Ziel ist, die Altstadt zu einem Altstadt-Kiez zu entwickeln mit breit gemixter Nutzung“, sagte Nico Ritz. „Das Herausfordernde dabei ist: Wer beteiligt sich an einem solchen Prozess, wer sind die Akteure?“ Ein großes Problem, so der Bürgermeister, sei die Abwanderung von vielen Abiturient:innen. Die Stadt versucht nun, gut gebildete Menschen um die 30 wieder zurück in den Ort zu locken. Den „Summer of Pioneers“ nach Homberg zu holen, war ein Schritt in diese Richtung. Dass der Grat zwischen gut gemeinten Impulsen und einem Gefühl der Bevormundung gerade im Stadt-Land-Kontext schmal sein kann, ist den Beteiligten bewusst. „Wir wollen nichts wegnehmen, wir wollen nur etwas dazugeben“, sagt Jonathan Linker.

Bei einem gemeinsamen Gang durch die Altstadt zeigten die Gastgeber die ersten produktiven Orte eines kreativen Miteinanders: der Coworking-Space, der von einem lokalen Investor im ehemaligen Optiker-Geschäft aufgebaut wurde und heute gemeinsam von den Pionieren und den Homberger Kreativen genutzt wird, sowie die als temporäre Nutzung in der ehemaligen Löwen-Apotheke am Marktplatz eingerichtete, gemeinschaftliche Wohn- und Waschküche der Teilnehmer:innen.

Nachhaltigkeit als Leitprinzip für regionale Unternehmen

Zu einer erfolgreichen Region gehören auch engagierte einheimische Unternehmer:innen. Einige von ihnen haben sich im Netzwerk der HOMEberger zusammengeschlossen, um darüber nachzudenken, wie ein modernes, nachhaltiges Leben auf dem Land möglich werden kann. Teja Habbishaw betreibt eine Teppichmanufaktur in Rückersfeld, einem Ort bei Homberg mit 25 Höfen. Der Handwerksbetrieb besteht seit mehr als 70 Jahren und wird von Teja Habbishaw nun in dritter Generation geführt. Den Teilnehmer:innen der Ideenwerkstatt gab er eine Führung durch die Produktionsstätte und erläuterte seine Expansionspläne: Natürliche Materialen und ihre handwerkliche Verarbeitung live zu erleben, ist vor allem für (Groß-)Städter etwas Besonderes, entsprechend hoch ist die Nachfrage. Wer bei ihm (online) einen Teppich bestellt, kann ihn sich vor Ort abholen, bei der Fertigung zusehen und dabei die Region kennenlernen. Künftig will er Übernachtungen in Tiny Houses anbieten, um das Naturerlebnis auf dem ehemaligen Bauernhof zu komplettieren.

Auch Moritz Zinn ist einer der HOMEberger. Vor einigen Jahren hat der ausgebildete Küchenmeister ein Grundstück mit Naturbad, Campingplatz und Gastronomie an der Burg Wallenstein übernommen. Im „Strandbad No.1“, das er dort gemeinsam mit seiner Mutter und Mitgeschäftsführerin, Petra Zinn, betreibt, bietet er gehobene regionale Küche an – was zunächst für Irritationen sorgte, wie er bei einem Abendessen mit den Fellows, Teilnehmer:innen des Summer of Pioneers und einigen HOMEbergern in seinem Restaurant erzählte. Die abgelegene Lage im Naturpark Knüll und die kulinarischen Gewohnheiten der bisherigen Gäste schienen anfangs wenig erfolgversprechend für sein Konzept. Inzwischen hat sich der Familienbetrieb etabliert – auch hier soll das Thema Nachhaltigkeit in Zukunft weiterhin eine zentrale Rolle spielen.

Transfer von wissenschaftlichen Erkenntnissen in die Praxis

Neben den Eindrücken aus Homberg und Umgebung bekamen die Fellows der Ideenwerkstatt auch Input aus Forschungsprojekten: Ljubica Nikolic vom Lehrstuhl für die Soziologie Ländlicher Räume an der Universität Göttingen stellte die Ergebnisse des im Dezember 2020 abgeschlossenen Projekts „Soziale-Orte-Konzept SOK – Neue Infrastrukturen für gesellschaftlichen Zusammenhalt“ vor und gab Einblicke in das neue Projekt „ENKOR“, bei dem Engagement-Konstellationen in ländlichen Räumen untersucht werden. Angeregt diskutiert wurde in diesem Zusammenhang die Frage, wie wissenschaftliche Erkenntnisse aus solchen Projekten in die Praxis transferiert werden können.

Nach zwei intensiven Tagen in Homberg mit Gesprächen vor Ort und digital hat sich gezeigt, dass ein Austausch über lokale und regionale Herausforderungen, über Wissen, Methoden und Best-Practice-Beispiele besonders wichtig ist, um Probleme im ländlichen Raum zu lösen. Gleichzeitig bedarf es eines gewissen Fingerspitzengefühls, um potenziellen Konflikten zwischen Tradition und Innovation vorzubeugen. Junge lokale Akteur:innen, die in der Region verwurzelt sind, aber dennoch über den Tellerrand blicken, scheinen ein essentieller Erfolgsfaktor für die Zukunft ländlicher Räume zu sein.

Die ZEIT-Stiftung wird die Entwicklung von Homberg und anderen ländlichen Regionen aufmerksam verfolgen und mit ihren Formaten zum Thema Stadt.Land.Zukunft dazu beitragen, den Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis weiter zu fördern.

Die Ideenwerkstatt Stadt.Land.Zukunft in Homberg (Efze) am 2./3. September 2021 war eine Veranstaltung der ZEIT-Stiftung in Zusammenarbeit mit der Stadt Homberg, dem Summer of Pioneers und dem Unternehmernetzwerk HOMEberger.

Zeit Stiftung